Logopädie in der Pädiatrie (Kinder)

Sprachentwicklungsstörung (SES)

Als Sprachentwicklungsstörung (SES) bezeichnet man jegliche Form der Beeinträchtigung der „normgerecht“ verlaufenden kindlichen Sprachentwicklung.
Es handelt sich um Störungen, bei den die Sprachentwicklung verspätet, verlangsamt oder unvollständig bzw. abweichend von der normalen Sprachentwicklung verläuft.

Symptome

(Die genannten Symptome können einzeln oder in Kombination auftreten. Häufig liegen auch Defizite in anderen Entwicklungsbereichen vor.)

  • Phonologische Störung: Die Laute werden oftmals einzeln korrekt ausgesprochen, aber in Wörtern oder Sätzen nicht entsprechend der Regeln des Deutschen gebraucht. Die Laute werden dann ersetzt, hinzugefügt oder ausgelassen.
  • Dysgrammatismus: Die grammatischen Regeln werden nicht vollständig erworben. Es kommt oftmals zu unvollständigen Sätzen mit Wortumstellungen, fehlerhaften grammatikalischen Wortbildungen (z.B. falsche Mehrzahlbildung oder Verbbeugung) oder auch falscher Artikelzuweisung.
  • Störung des Wortschatzes: Der Wortschatz ist in seinem Umfang und seiner Qualität eingeschränkt. Dadurch ist das Kind nicht in der Lage sich altersentsprechend auszudrücken. Häufige Symptome sind ausweichendes Verhalten, Ersetzungen von Wörtern durch ähnliche Begriffe („Apfel“ statt „Birne“) oder Wortneuschöpfungen („Nagelrausmach“ für „Zange“).
  • Störung des Kommunikationsverhalten: Von einem gestörten Kommunikationsverhalten spricht man, wenn das Kind nicht in der Lage ist, sich angemessen auf einen Gesprächspartner einzulassen, keinen Blickkontakt halten kann, nicht reagiert oder nicht erwartungsgemäß auf Aufforderungen reagiert oder nicht in der Lage ist, seine Mitteilungsabsichten zu organisieren.

Artikulationsstörung/Dyslalie:

Bei einer Dyslalie werden ein oder mehrere Sprachlaute nicht korrekt gebildet, wodurch es zu Auslassungen oder Ersetzungen kommt. Dies kann sowohl die Lautbildung als auch die Lautverbindungsbildung stören.

Myofunktionelle Störung:

Hierbei handelt es sich um Störungen der Muskelspannung, der motorischen Koordinationsfähigkeit und der Wahrnehmung im Mund- und Gesichtsbereich. Sie können sich auf die Bereiche Schlucken, Artikulation, Stimmgebung und Atmung auswirken.

Symptome

  • Artikulationsstörungen (z.B. Lispeln)
  • Näseln (Rhinophonie, Rhinolalie)
  • Mundatmung
  • falsches Bewegungsmuster beim Schlucken
  • Schmerzen im Kopf- und Gesichtsbereich

Auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung:

Obwohl das periphere Gehör intakt ist, kommt es bei der Verarbeitung des Gehörten zu Problemen. Störungen der zentral-auditiven Wahrnehmung und Verarbeitung treten oft als Ursache von Sprachentwicklungsstörungen und Artikulationsstörungen und im weiteren Verlauf von Lese-Rechtschreib-Störungen (LRS) auf.

Symptome

Die Symptome einer zentral-auditiven Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung sind äußerst vielfältig. Sie reichen von Aufmerksamkeitsstörungen (Kinder können sich nicht lange genug auf Hörreize konzentrieren, um diese aufzunehmen und zu verarbeiten) über Hörgedächtnis-/Sequenzierungsstörungen (z.B. kann eine altersgemäße Silbenfolge nicht in der richtigen Reihenfolge nachgesprochen werden) bis zu Lokalisationsstörungen (das Richtungshören ist gestört). Weitere Störungsbereiche können sein:

  • auditive Diskrimination (Unterscheidungsfähigkeit)
  • auditive Selektion (Trennung von „wichtigen“ und „unwichtigen“ Hörreizen)
  • auditive Analyse (u.a. Erkennen von Einzellauten in einem Wort)
  • auditive Synthese (u.a. Verbinden von Einzellauten zu einem Wort)
  • auditive Ergänzung (z.B. Ergänzen von Wortfragmenten zu einem verstehbaren Wort)

Lese-Rechtschreibschwäche (LRS):

Von einer LRS spricht man, wenn eine ausgeprägte und anhaltende Schwäche beim Erlernen des Lesens und infolge dessen auch des Schreibens vorliegt, obwohl die Intelligenz normgerecht und auch die schulische Betreuung angemessen ist. Die Ursachen für eine LRS liegen meistens in der Beeinträchtigung der visuellen und/oder auditiven Wahrnehmung.

Symptome

Im schriftsprachlichen Bereich kann eine Entwicklungsdyslexie oder eine Entwicklungsdysgraphie vorliegen. In diesem Zusammenhang allgemein geläufiger ist der Begriff „Lese-Rechtschreibschwäche (LRS)“.
Eine Entwicklungsdyslexie kennzeichnet sich durch Schwierigkeiten beim Leselernprozess, eine Entwicklungsdysgraphie durch Schwierigkeiten beim Erlernen des Schreibens.

Audiogen bedingte Sprachstörungen:

Das sind Sprachstörungen, die auf Grund von Beeinträchtigungen des Hörapparates auftreten. Ursache einer vorübergehenden Hörminderung kann eine Mittelohrentzündung sein, nach deren Behandlung und Abklingen das Gehör wieder voll funktionsfähig ist.
Hörstörungen können auch angeboren sein (Zentrale Hörstörung, Schallleitungsschwerhörigkeit) und in unterschiedlich starker Ausprägung vorkommen.
Die Hörfähigkeit lässt sich beim HNO-Arzt durch einen Hörtest leicht feststellen.
Eine sprachtherapeutische Behandlung ist bei Kindern mit chronischen Hörstörungen unerlässlich, da der Erwerb unserer Lautsprache als allgemein gebräuchliches Kommunikationsmittel nicht durch die Gebärdensprache ersetzt werden kann.
Kinder mit vorübergehender Hörminderung können ebenfalls durch Wahrnehmungsschulung, gestützte Lautanbahnung und -festigung sowie begleitende Elternberatung gefördert werden.

Sprachentwicklungsbehinderung (SEB):

Von einer Sprachentwicklungsbehinderung spricht man, wenn die Sprache aufgrund einer Hirnschädigung, Chromosomenanomalie oder einer psychischen Erkrankung beeinträchtigt ist. Die SEB ist oft verbunden mit einer geistigen, Körper- oder Lernbehinderung.